Sika SCHÖNOX
Sanierungssysteme – Sind alte Untergründe noch zu retten?

Sanierungssysteme – Sind alte Untergründe noch zu retten?

Die Notwendigkeit von guten Sanierungslösungen  

Die heute im Bau getätigten Investitionen fließen in die Renovierung und Modernisierung von Bestandsgebäuden. Die dort anzutreffenden Ausführungsarten spiegeln die Bauarten und Aufbaulösungen der letzten 100 Jahre wider.  

Nicht zuletzt führt die große Vielfalt an anzutreffenden Untergründen häufig zu Verwirrung hinsichtlich der Erstellung der Oberbeläge. Die Gefahren und somit auch die möglicherweise entstehenden Kosten, können durch eine vorschnell erdachte  Lösung immens sein. Die Untergrundbeurteilung und die daraus zu ziehenden Schlüsse sind eine wesentliche Aufgabe die den Verarbeiter hier erwartet. Die Beurteilung der notwendigen Maßnahmen und der einzusetzenden Produkte sollte bei größeren Herausforderungen (was den Aufbau angeht) immer in direktem Dialog zwischen dem Verarbeiter und dem Hersteller der Aufbaulösung erfolgen.  

Was erwartet den Verarbeiter in einer Sanierung? Vom „nur“ gerissenen Estrich über Klebstoffreste aus den vergangenen Dekaden bis hin zu absolut undefinierbaren Altschichten in großer Zahl. Der geneigte Leser kommt jetzt zu dem Schluss ALLES RAUS. Ja richtig! Den Aufbau vom Grund her neu planen und den Regelwerken entsprechend arbeiten. Ist das der Weg den es zu beschreiten gibt? Sicherlich der einfachste Weg. Doch ist es der Preiswerteste oder gar der Schnellste? Oftmals nein! Der Druck, welcher hinsichtlich der Zeitachse auf den Verarbeiter gemacht wird, ist immens. Kaum begonnen, sollte bereits die Fertigstellung auf den Tag genau festgelegt sein. Raum für Anpassungen ist kaum vorhanden. Die dann häufig erdachten Lösungen sind halbherzig und geradezu furchteinflößende Aufbauten, die nur dem Zweck der schnellen Fertigstellung entsprechen. Die Lösungen werden ohne die notwendige Vereinbarung zu der Tatsache, dass es sich um eine Sonderkonstruktion handelt, erstellt. Das Schadensrisiko wird somit zu 100 Prozent auf den Verarbeiter verlagert.    

Doch wie geht man an solche Herausforderungen heran? Die genaue Analyse der Untergründe ist ein wesentlicher Aspekt der nachfolgenden Lösung oder auch Sonderkonstruktion. Ist es immer erforderlich das bei Bodenkonstruktionen eine Entkopplung vorzusehen ist? Sicherlich ist die Entkopplung eines Bodens ein Schutz vor Scherbeanspruchungen, welche aus den unterschiedlichen Materialien, Feuchtigkeitsbelastung und deren thermischer Verformung resultieren. Doch bei einem Untergrund der seit Jahrzehnten kleine Haarrisse aufweist, deren Aktivität jedoch abgeklungen bzw. deren Ursache ein Schwund in der Phase nach der Erstellung ist, ist ein derartiges Vorgehen nicht erforderlich. Diese Böden können durch den Einsatz einer hochfesten Armierung, wie beispielsweise SCHÖNOX PZG (Panzergewebe) ohne den Einsatz einer Entkopplung ausgeführt werden. Hochfeste Armierungen bringen Sicherheit in die Konstruktion und lassen einen direkten Lastabtrag in die Unterkonstruktion zu. Diese Gewebe lassen sich auch hervorragend zur Herstellung verlegefähiger Untergründe auf alten Holzdielenkonstruktionen einsetzen. Die Gewebe werden auf dem grundierten und dicht geschlossenen Untergrund mechanisch befestigt.  

Die eingesetzte Spachtelmasse, welche auch bei den „klassischen“ Aufbauten mit Entkopplungen notwendig ist, umschließt das Gewebe und sorgt so für eine vorteilhafte mechanische Fixierung der Konstruktion. Durch den vorhandenen direkten Kontakt der Spachtelmasse zur Grundierung ist weiterhin ein guter Haftverbund zwischen der Spachtelmasse und dem Untergrund gewährleistet. Mögliche Biegespannungen können durch diese Konstruktion aufgefangen werden und auch die Verlegung von größeren Formaten ist möglich. Eine Entkopplung ist nicht mehr zwingend erforderlich.    

Ein weiterer interessanter Untergrund für die Sanierung sind alte Gussasphaltböden. Die Entkopplung dieser Untergründe ist eine sichere, und hinsichtlich der Eigenschaften des Thermoplastes „Bitumen“, gute Vorgehensweise um auf diesem Untergrund sicher Fliesen zu verlegen. Eine Herausforderung stellt hier sicherlich der Höhenausgleich der Flächen dar. Im Allgemeinen würde hier der Einsatz von Spachtelmassen als die logische Konsequenz gesehen, jedoch ist der Einsatz von zementären Spachtelmassen in Bezug auf deren Schwundspannungen in der Abbindephase als problematisch zu sehen. Ein sehr häufiges Schadensbild ist eine ausgeprägte Rissbildung mit einhergehender Ablösung der Spachtelmasse. Die Verwendung von sehr stark schwundregulierten Spachtelmassen ist hier erforderlich. Nahezu alle Hersteller von Spachtelmassen begrenzen die maximale Schichtdicke bei zementären Spachtelmassen. Die Verwendung einer calciumsulfatgebundenen Spachtelmasse, wie beispielsweise SCHÖNOX AM PLUS, hat sich hier im Bereich der Fliesenverlegung noch nicht wirklich durchgesetzt, auch wenn diese im Hinblick auf ihr Schwundverhalten deutliche Vorteile haben. Ein nicht unwesentlicher Aspekt bei dem Ausgleich auf diesen thermoplastischen Untergründen ist die Festigkeit des vorhandenen Gussasphaltes. Hier ist aus den Erfahrungen des Autors in der Vergangenheit die eingebaute Qualität nicht immer die beste oder tragfähigste. In Kombination mit einem Keramikbelag kommen hier häufig die Zweifel an der Tragfähigkeit der fertigen Konstruktion. Doch direkt zu entscheiden, dass alles neu gemacht wird ist dann auch zu einfach und sicherlich ein deutlich aufwendigerer Weg. Die Lösung kann hier die Kombination aus einem sehr schwundarmen Ausgleichsmaterial und einer verstärkenden Einlage sein. Die zuvor beschriebenen hochfesten Gewebe wie SCHÖNOX PZG, beweisen hier ihre wahre Leistungsfähigkeit. Als Ausgleich wird ein System verwendet, welches seine Leistungsfähigkeit bereits seit Jahren im Außenbereich bewiesen hat. Die Lastverteilungsschicht wird auf dem überlappend ausgelegten, nicht fixierten Armierungsgewebe SCHÖNOX PZG mit einer Stärke von mind. 10 mm aus einem Reaktionsharzmörtel mit SCHÖNOX EP DRAIN erstellt. Hierdurch erhält man eine deutliche Verbesserung der Belastbarkeit der Gesamtkonstruktion.  

Versuche haben gezeigt, dass durch die Kombination von SCHÖNOX PZG und SCHÖNOX EP DRAIN nahezu eine Vervierfachung der Biegezugfestigkeit der Ausgleichsebene erzielt wird. Bei dem Aufbau ist es wichtig, dass das Gewebe auf den zu versteifenden Untergrund gelegt wird. Im mittleren Bereich eingebaut, werden zwar verbesserte Werte erzielt, jedoch liegen diese deutlich unter den Werten der Konstruktion bei der das Gewebe im unteren Bereich eingebaut wird. In Summe ist so die Erstellung eines tragfähigen Untergrundes auch bei geschwächten Konstruktionen möglich. Ein Einsatz auf zementären Konstruktionen ist auch hier einfach möglich. Die Bilderstrecke zeigt hier wie ein geschwächter Zementestrich mit der Systemlösung zur Aufnahme eines Keramikbelages vorbereitet wird. Bei den zur Sanierung anstehenden Wandkonstruktionen ist die Ausführung sicherlich deutlich einfacher und weniger aufwendig. Bei vielen Anwendungen lassen sich mit wenig Aufwand geeignete Bauplatten aus Polystyrol oder anderen Kernmaterialien auf dem Untergrund verkleben und nachfolgend mechanisch, nach den jeweiligen Herstellerangaben, befestigen.  

Fazit: Die in der Sanierung auftretenden Herausforderungen lassen sich mit Know-how und ausgewählten Systemen meistern. Die angesprochenen Herausforderungen liegen sicherlich bei der Herstellung von Bodenkonstruktionen. Ein Herausreißen der bestehenden, seit Jahrzehnten Lasten tragenden Untergründen ist nicht immer notwendig und sorgt somit für eine deutliche Verkürzung der Bauzeiten. Dem Fliesenleger wird hier die Chance geboten seine Möglichkeiten gegenüber anderen Bodenbelägen deutlich zu verbessern und Sätze wie: „Da geht nur Laminat, das ist der einzige Belag den man bei so einem maroden Untergrund machen kann.“ müssen wir dann nicht mehr hören.   

Autor:
André Hornemann
Vertriebsleiter Fliesentechnik Deutschland
         

Drucken