Sika SCHÖNOX
Rollkleber - neue Verlegemethoden

Rollkleber - neue Verlegemethoden

PVC Design Bodenbeläge gibt es bereits seit den 60er Jahren im Markt. Hauptsächlich in England verarbeitet, schmachteten sie bis in die 90er Jahre im deutschsprachigen Raum eher ein Nischendasein. Die Akzeptanz bei uns setzte erst ein, als Designs mit modernen, natürlichen Optiken entwickelt wurden, die kaum noch von ihrem Ursprung zu unterscheiden sind. Heute finden wir bei ca. 50 – 60 Anbietern hauptsächlich Holz-, Stein- und Metalloptiken mit nahezu authentischen Nachbildungen.

Alleine im Zeitraum zwischen 2006 – 2010 ist der Markt in Deutschland von ca. 4,1 Mio. auf ca. 6,1 Mio. m² im Jahr angewachsen. Nimmt man dieses stetige Wachstum als Grundlage, sind ca. 7,0 Mio. m² für das Jahr 2012 zu erwarten.

Aber auch der Einsatzbereich hat sich deutlich verändert. Fand man früher Designbeläge nur in großen Kaufhäusern, so werden heute nahezu alle Bereiche im Privaten und gewerblichen Bereich abgedeckt. Selbst in der Gastronomie und im Hotellgewerbe, aber auch in Friseurläden und Pflegeeinrichtungen sind dem Einsatz kaum Grenzen gesetzt.

Verantwortlich dafür ist der technische Fortschritt bei den gestalterischen Möglichkeiten seit Einführung des Digitaldrucks. Dadurch sind authentisch wirkende Holzmaserungen und Astlöcher möglich. Weitere fast unschlagbare Argumente für Designbeläge sind ihre hohe Belastbarkeit und ihre einfache Reinigung. Von vielen Herstellern wird der Belag hierzu zusätzlich mit einer werksseitigen PUR-Versiegelung ausgerüstet.

Der klassische Designbelag ist ein heterogener, mehrschichtiger PVC Belag. Hergestellt wird dieser entweder in Etagenpressen für einzelne Planken / Fliesen oder als Bahnenware, die dann nachträglich gestanzt wird. Die Beläge sind hauptsächlich zur festen Verklebung mit dem Untergrund vorgesehen. Neben dem klassischen Designbelag gibt es mittlerweile auch selbstklebende und selbstliegende Beläge. Diese werden hauptsächlich in Bau- und Heimwerker Märkten angeboten.

Bei dem technischen Aufbau von Designbelägen unterscheiden wir den Belag zur Verklebung als reiner heterogener Belag und den Belag auf HDF Trägermaterial. Dieser wird hauptsächlich im Klickverfahren verlegt. Die Klicktechnik kommt von den Laminatbelägen und wird in erster Linie von Herstellern aus diesem Bereich auf Designbeläge übertragen.

Zur Verklebung von PVC Designbelägen werden heute neben dem klassischen Dispersionskleber im Nass-, Kontakt und Haftverfahren auch Reaktionsharzkleber und Trockenklebstoffe eingesetzt. Reaktionsharzklebstoffe, meistens zweikomponentig, bestehen aus chemisch reaktionsfähigen, organischen Bindemitteln, anorganischen Füllstoffen und Additiven. Die Reaktionsgeschwindigkeit wird hauptsächlich durch die Temperatur des Klebstoffs und des Untergrundes beeinflusst.

Trockenklebstoffsysteme, die vom Hersteller gebrauchsfertig als Bahnen und Bänder in Rollen geliefert werden, benötigen keinerlei Ablüfte,- Abbinde- und Trocknungszeiten. Dispersionsklebstoffe bestehen aus in Wasser dispergierten Kunststoffen, anorganischen Füllstoffen und Additiven. Die Abbindung erfolgt physikalisch durch Verdunstung des Wassers. Umgebungstemperatur, Luftfeuchte und die Saugfähigkeit des Untergrundes sind verantwortlich für das Ablüfte- und Abbindeverhalten des Klebstoffes. Grundsätzlich sind bei der Auswahl des Klebstoffs immer die Empfehlungen und Verarbeitungshinweise der Belags- und Klebstoffhersteller beachten. PVC Designbeläge werden vorzugsweise mit einem emissionsarmen, lösungsmittelfreien Dispersionskleber verlegt. Bei hohen Verkehrslasten, hoher thermischer Belastung (z.B. Wintergarten) oder erhöhter Nassbelastung (z.B. Eingangsbereiche von Kaufhäusern), sollte auf einen Reaktionsharzkleber zurückgegriffen werden.

Die neueste Entwicklung für die Verklebung von Designbelägen, sind die Rollkleber. Rollkleber zeichnen sich unter anderem durch ihren geringen Verbrauch, ihre lange Einlegezeit, ihr ergonomisches, körperschonendes Auftragsverhalten und die sofortige Belastbarkeit der verlegten Flächen aus. Hintergrund für die Weiterentwicklung der herkömmlichen Dispersionskleber, waren damit verbundene Problemstellungen bei der Verlegung und Akzeptanzprobleme bei den Verarbeitern. Haftklebstoffe arretieren die Beläge sofort und erlauben es saubere Anschnitte auszuführen, sind aber aus den Klebstoffempfehlungen vieler Belagshersteller verbannt. Spätes Einlegen kann zu ausgeprägten Resteindrücken nach Belastung führen. Außerdem sind Fugenbildungen durch Dimensionsänderungen des Belages begünstigt. Durch Nassbettkleber wird diese Problematik weitestgehend umgangen, hier fehlt es aber an der Akzeptanz des Verlegers. Der Kleber hat praktisch keinen Anfangstack. Dadurch „schwimmt“ der Belag auf dem Klebstoff und verschiebt sich. Zusätzlich tritt gerade bei der Verlegung von Akzentstreifen gerne Kleber aus den Fugen aus und führt zu Verschmutzungen der Belagsoberfläche.

Ein weiterer Nachteil von Dispersions- und auch Reaktionsharzklebern gegenüber den neuartigen Rollklebern ist, dass vor der Begehbarkeit der verlegten Flächen mindestens 24 Stunden Wartezeit liegen. Die Endfestigkeit und damit die Möglichkeit der uneingeschränkten Nutzung, ist erst nach ca. 72 Stunden erreicht.

Die Lösung der Probleme ist mit den Rollklebern gelungen. Wie auch bei den herkömmlichen Klebstoffen ist die Voraussetzung für eine gelungene Verlegung die Untergrundvorbereitung. Hierzu steht eine Vielzahl von Lösungen für jede Untergrundsituation zur Verfügung. Selbstverlaufende Spachtelmassen sind in der Lage, einen topfebenen Verlegeuntergrund zu schaffen.

Als Vorarbeiten sind ein leichtes Anschleifen mit einem feinen Papier oder Gitter und das Absaugen der Flächen notwendig. Danach wird die Fläche z.B. mittels Schnurschlag für die Verlegung eingeteilt. Eine Grundierung des gespachtelten Untergrundes sorgt für ein gleichmäßiges Saugverhalten und dient der Reststaubbindung. Nach einer Trocknungszeit von 15 -30 Minuten beginnt der Kleberauftrag. Die Klebstoffmenge beträgt nur ca. 80 g/m² gegenüber ca. 220-350 g/m² bei Dispersionsklebern.

Nach einer Ablüftezeit von ca. 10-15 Minuten können die Verlegearbeiten beginnen. Bei richtig konzipierten Produkten ist die zuvor vorgenommene Flächeneinteilung trotz Grundierungs- und Klebstoffauftrag noch gut erkennbar. Nach dem Einlegen der ersten Planken / Fliesen können diese, und das ist gegenüber den herkömmlichen Dispersionsklebern neu, sofort begangen und genutzt werden. Lediglich innerhalb von zwei Stunden nach Klebstoffauftrag sind die verlegten Flächen mittels 50 Kg Gliederwalze abzurollen.

Das sofortige Anhaften der Bodenbeläge im Kleber gibt dem Verleger die Sicherheit, dass verlegte Beläge nicht beim weiteren Verlegen oder durch Belaufen verschoben werden. Auch eröffnet die lange offene Zeit von zwei Stunden, neue Möglichkeiten hinsichtlich der Verlegung von Mustern oder gar Intarsien, die bei herkömmlichen Klebern nur schwer umzusetzen wären. Das wiederum erweitert den Kundenkreis, für den Designbeläge eine interessante Alternative zu anderen Bodenbelägen sein können.

Ein weiterer Vorteil der neuen Kleber ist die lange Einlegezeit von bis zu zwei Stunden. Das permanente Kleberaufkämmen entfällt. Dadurch sind weit größere Verlegeleistungen möglich. Nach dem Einarbeiten mit dem neuen Klebersystem ist eine Verdoppelung der Tagesleistung ohne Weiteres machbar. Als angenehmer Nebeneffekt bleiben durch den nach wenigen Minuten abgetrockneten Kleber die verwendeten Werkzeuge und vor allem die Finger sauber. Dies wird besonders deutlich bei der Verlegung von Akzentstreifen und Intarsien.

Unschlagbarer Vorteil der neuen Rollkleber ist aber, sofort nach Beendigung der Verlegearbeiten können die Flächen wieder eingeräumt und vom Kunden voll genutzt werden. Das bedeutet für den Kunden einen deutlich minimierten Nutzungsausfall seiner Räumlichkeiten und die direkte Rückgewinnung von Wohnkomfort. Je nach Beanspruchung kann vorher noch eine Einpflege des Belags durchgeführt werden. Zusammenfassend können als Vorteile der neuen Rollkleber gegenüber den herkömmlichen Dispersionsklebern genannt werden:

  • Deutlich geringerer Kleberverbrauch
  • Wesentlich größere Flächenleistungen
  • Ergonomisches Arbeiten beim Kleberauftrag im Stehen
  • Sehr lange offene Einlegezeit von zwei Stunden
  • Sofort Nutzbare Fläche
  • Sauberes und leichteres Arbeiten
  • Deutlich verbesserte Nachhaltigkeit

Autor:
Gerald Schmidt
Anwendungstechnik Fußbodentechnik

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